Meierei 1892
Der Name Meierei stammt von
einem Domänenverwalter aus
Schleswig-Hostein, der diese
Bezeichnung 1895 aus seiner
Heimat mitbrachte. Damals
gehörte die Meierei zum Kloster
Loccum und musste das
Inselhospiz mit Milch, Butter
Käse, Fleisch, Getreide, Eier
und Gemüse versorgen. Die
offizielle Bezeichnung war aber
seit der Gründung im Jahr 1741
unverändert "Domäne
Ostende". 1953 wurde die
Domäne aufgelöst und die
Landwirtschaft aufgegeben. Der
Name Meierei ist aber
geblieben. Dieses Foto wurde
im Jahr 1892 aufgenommen und
zeigt die Meierei von der
Ostseite her gesehen. Es ist das
älteste bekannte Foto der
Meierei.
Meierei 1982
Die Gastronomie hat auf der
Meierei eine lange Tradition.
Bereits einer der ersten Pächter
erhielt 1768 in seinem Vertrag
mit der fürstlichen Verwaltung
in Aurich das Recht, eine
Krugwirtschaft zu führen. Und
in einem Schriftstück aus dem
Jahre 1827 wird vermerkt:
"Soweit wir wissen, ist von den
Pächtern des Ost-Endes von
Langeoog seit undenklichen
Zeiten die Schenk- und
Pachtwirthschaft getrieben und
dieses Gewerbe als ein
Pertinenz-Stück der Pachtung
angesehen, auch die Gebäude
dazu eingerichtet."
Seit 1971 ist die Meierei durch
einen Fahrradweg mit dem Dorf
verbunden. Das Foto zeigt die
Meierei aus der
Vogelperspektive.
Meierei 1962
Am 22. Oktber 1962 wurde ein
Teil der Meierei, in dem sich
heute das Restaurant befindet,
durch ein Schadenfeuer
zerstört. Zwei Pferde kamen in
den Flammen um.
Als wahrscheinliche
Brandursache wurde ein
Kurzschluss ermittelt. Im
Sommer 1963 begann der
Wiederaufbau des Hauses.
Alles Baumaterial, bis auf den
Sand, musste per Schiff vom
Festland auf die Insel gebracht
werden. Es wurde am Ostende
angelandet und mit Treckern zur
Meierei gebracht. Am 2. Mai
1964 konnte das Restaurant in
seiner heutigen Form eröffnet
werden. Das Foto zeigt die
Ruine nach dem Brand, vom
Radweg aus gesehen.
Hier möchten wir Sie über die Geschichte der Meierei informieren.
Die persönlichen Texte wurden überwiegend aus der Schrift von Erich Falke
übernommen, der die Geschichte der Meierei 1987 verfasst hat.
Bilder aus den Anfang 60er Jahren
1717 nach der Weihnachtsflut im Jahr 1717 bestand die Insel lange Zeit aus mehreren voneinander
unabhängigen Dünengruppen, von den lediglich die westliche besiedelt war. Erster Siedler im Ostteil war Hayung
(Taaks) Taken aus Bense, der seit 1736 das Amt des Inselvogtes ausübte.
ca. 1827 erste urkundliche Erwähnung, gefertigt von der fürstlichen Cameral-Behörde Aurich:
"Soweit wir wissen, ist von den Pächtern des Ost-Endes der Insel Langeoog seit undenklichen Zeiten die Schenk-
und Gastwirthschaft getrieben und dieses Gewerbe als Pertinenz-Stück der Pachtung angesehen, auch die
Gebäude dazu eingerichtet." Pertinenz heißt dazugehörig, Teil des Nutzungsrechts.
am 05.06.1929 offizieller Zuschlag für die Pacht der Meierei an Erich Falke. Er ist ein Sohn von Julius Falke,
engagierter Hotelier im Ortskern Langeoog, u.a. Betreiber des "Kurhotel Falke" und der "Strandhalle" (seit 1920,
zerstört von Sturmfluten 1936). Die Badesaison dauerte damals kaum mehr als 8 Wochen - Anfang Juli bis Ende
August.
im Oktober 1929 die Weltwirtschaftskrise, bedeutete Rückgang der Zahl der Feriengäste. Eine 2. Domäne wurde
auf Langeoog gegründet. Außerdem versuchten viele Insulaner durch Viehhaltung selber Milch zu verkaufen, um
die Ausfälle im Fremdenverkehr abzumildern. Aufstehen morgens um 2 Uhr, Arbeiten vom Morgengrauen bis zur
Mittagshitze, dann Pause, und später weiter bis in die Dunkelheit - so war der Tagesablauf bei der Heugewinnung
(Winterfutter).
im April 1930 heiraten Erich Falke und Hildegard Hölscher aus Stendal
am 01.05.1930 übernimmt Erich Falke im Alter von 25 Jahren die Pacht der Meierei vom Domänenrentamt in
Norden. Bis dahin hat der gelernte Landwirt zusätzlich noch die Höhere Hotelfachschule in Heidelberg absolviert
und die Gelegenheit genutzt, sich in verschiedenen süddeutschen Molkereien und Käsereien Kenntnisse
anzueignen.
Der Bau des Hauses mit Scheune wurde außerordentlich primitv ausgeführt und in einem miserablen Zustand
vorgefunden. Die Außenwände des Wohnteils waren sogenannte Volksheimwände ohne Isolierschicht. In den
Räumen an der Wetterseite des Hauses hielt sich deswegen keine Tapete. Die Ziegel waren mit Wattschlick
zusammengefügt und mit kleingestoßenem Muschelkalk notdürftig verfugt. Als Folge dieser Mängel zeigte sich
überall an den Außenmauern starker Salpeterausschlag.
im Winter 1931 Pachtzinserleichterung durch Vorsprache im Landwirtschaftsministerium Berlin
1933 Machtübernahme der Nazis, Vorladung zur Mitgliedschaft in der Partei und Verbot von Geschäften mit
jüdischen Unternehmen
im August 1939 wurde Erich Falke zum Flugmeldedienst auf Langeoog eingezogen, die eigene Arbeitskraft
fehlte auf dem Hof
im September 1939 Zuweisung einer polnischen Familie, die nach Kriegsende auf Anweisung der britischen
Inselkommandanten abgeholt wurden, obwohl sie gern auf Langeoog geblieben wären
ab 1946 Kontakte zu Lale Andersen, die eine ehemalige Baracke zum "Sonnenhof" umbauen ließ; sie wurde
1972 auf dem Langeooger Dünenfriedhof bestattet
im Winter 1946 werden notwendigste Reparturarbeiten ausgeführt. Nach der Anweisung von der
Domänenverwaltung, das Scheunendach neu zu decken, wurde mit dem treuen Johann Seiß die 15.000
Strohdocken in Handarbeit selbst gebunden
im Dezmber 1947 Anschluss an die Stromversorgung (07.12. wurde das Petroleumabschiedsfest gefeiert);
später folgte die Zentralheizung kombiniert mit der Warmwasserversorgung (1962)
in 1952 Auflösung aller ostfriesischen Inseldomänen durch das niedersächsische Landes-Ernährungsministerium.
Erich Falke behält weiter die Pacht der Meierei.
in 1952 lässt die Bielfelder Jakobusschule den ehemaligen Schafstall zum Schullandheim umbauen, 50 Kinder
finden mit den Begleitern Platz
in 1959 kleine Milchwirtschaft wird aufrecht erhalten, um dem Namen gerecht zu bleiben
(keine Namensänderung möglich aufgrund der Vorgabe des Domänenrentamts)
im Februar 1962 richtet die Februarflut schwere Schäden an
hier können Sie eine ausführliche Beschreibung nachlesen
im Mai 1962 Heirat von Sohn Klaus und Doris Schenk
im Oktober 1962 zerstörte ein vermutlich durch Kurzschluss verursachter Brand den Wirtschaftsteil bis auf die
Mauern, zum Glück wurde der Wohntrakt und das Stallgebäude gerettet. Mit dem Wiederaufbau sollte etwas ganz
neues entstehen, eine Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern. Die Baupläne zur Umsetzung waren fertig, das
gesamte Baumaterial (bis auf den Sand) mußte vom Festland auf die Insel gebracht werden. Es wurde am
Ostende gelandet und mit dem Trecker zur Meierei gebracht.
Beim Bau wurden in einer Tiefe von1,80 m 10 Kanonenkugeln (je 3 kg schwer) gefunden, Teile eines Teeservices
und einige Münzen. Es handelte sich um die Hinterlassenschaft französischer Soldaten, die während der
Kontinentalsperre 1806 - 1815 Langeoog besetzt hatten. Zwei Kanonenkugeln sind heute noch im Restaurant zu
besichtigen. Bei den Münzen handelt es sich um sogenannte "Rechenpfennige", als Spielgeld, in Nürnberg
geprägt für österreichische Auftraggeber.
am 02.05.1964 wurde das Ausflugslokal "Meierei" eröffnet.
im Oktober 1965 sorgte ein Sturm noch mal für umfangreiche Baumaßnahmen, der zwei große Löcher in die
Giebelwand an der Nordseite des Stallgebäudes gerissen hatte und kurz darauf mit donnerndem Krachen ganz
einstürzte.
seit 1971 führt ein Fahrradweg zum Ostende.
am 01.04.1971 wurde die Meierei an den Sohn Klaus und Ehefrau Doris weitergegeben.
1986 wurde der "Nationalpark Wattenmeer" gegründet
http://www.nationale-naturlandschaften.de/nationalpark-niedersaechsisches-wattenmeer/41
seit 1995 führt die gelernte Hotelfachfrau Dagmar Falke - nun mit Ehemann Klaus Jacobs - die Meierei samt der
dazugehörigen Pferde und Ponies und Kleintiere
2003 Mit dem Ausbau des Plattenweges ist die Meierei mit dem Fahrrad oder auch mit der Kutsche noch
komfortabler zu erreichen.
seit 2002 Umsetzung der EU-Richtlinien in Niedersachsen: Rohmilch darf nur unter bestimmten Voraussetzungen
an Verbraucher abgegeben werden, insbesondere sogenannte YOPIs (junge, alte und schwangere Personen
oder solche mit eingeschränktem Immunsystem) sind hier gefährdet. Sie sollten zur Gewährleistung der
größtmöglichen Sicherheit die Goldene Regel der WHO einhalten und pasteurisierte Milch bevorzugen (Quelle:
s.u. Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit LAVES). Daneben gibt es die
"Vorzugsmilch", die für den rohen Verzehr gedacht ist. Diese Vorzugsmilch unterliegt strengen mikrobiologischen
Kontrollen.
Mit der Schließung der nahelgelegenen Molkerei in Esens / Festland wurde die Verarbeitung der Rohmilch von
unseren eigenen Kühen zu aufwändig. Eine eigene Einrichtung zur Weiterbehandlung ist enorm kosten- und
arbeitsintensiv und wegen regelmäßiger selbst zu finanzierender Milchkontrollen nicht zu leisten. Deshalb sind
unsere letzten beiden Kühe schweren Herzens im Herbst 2002 an's Festland gegangen. Dort wird ihre Milch als
Vorzugsmilch weiterverwendet, die wir auch für unsere Dickmilch gebrauchen.
Weitere Informationen zum Thema Milch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Milch
http://www.laves.niedersachsen.de/master/C52027078_N15507264_L20_D0_I826.html
2006 - 2008 verschiedene Renovierungsmaßnahmen der Gebäude und Gaststättenräume
seit dem 26.06.2009 gehört das Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe
http://www.weltnaturerbe-wattenmeer.de
http://www.unesco.de/ua37-2009.html?&L=0
http://www.umwelt.niedersachsen.de/master/C868676_N11292_L20_D0_I598
Am 23.04.2014 wird die Meierei zum Nationalpark-Partnerbetrieb durch den Niedersächsischen Umweltminister
Stefan Wenzel ausgezeichnet. Als Partner des Nationalparks und UNESCO-Biosphärenreservates fühlen uns den
einzigartigen Natur- und Kulturlandschaften des Wattenmeeres verbunden und verpflichtet. Wir unterstützen
deren Schutz und Entwicklung, indem wir hochwertige Produkte aus der Region anbieten und umweltfreundlich
und nachhaltig wirtschaften. Weitere Informationenen:
http://www.nationalpark-partner-wattenmeer-nds.de
© Dagmar Falke - Meierei Ostende Langeoog - 2020